Manche mögen Schweiß.

Panta rhei – alles fließt. Aus dir heraus.
Hatha, Anusara, Raja, Karma, Bhakti, Gnana, Ananda, Patanjali, Ashtanga, Ivengar, Vinyasa, Jnana. Bikram. Keine Sorge, mir geht’s gut. Zumindest so lange, bis ich versuche, diesen Begriffen Inhalte zu geben. Die Aufzählung unterschiedlicher Yoga-Stile ließe sich bis übermorgen fortführen. Doch ich will Euch nicht langweilen. Ich, eine Yoga-Null, auf dem Weg, die fremde Welt zu erkunden, bin ein paar kleine Schritte weitergekommen: Kundalini hat was mit der Lebensenergie zu tun, mit fließenden Bewegungen und wechselnder Nasenlochatmung. Ashtanga wird von Sting und Madonna praktiziert. Und Bikram … ja, Bikram ist was ganz was Besonders. Eigentlich genau was für mich. Darum: Auf zum Selbstversuch!

Bikram Choudhury ist ein lustiges Kerlchen. Ein bisschen sieht er aus wie der indische Guildo Horn. Nur reicher ist er. Denn sein Yoga-Stil kommt ziemlich gut an, weshalb er inzwischen auch rund 40 Rolls-Royce und Bentleys sein eigen nennen darf. Dabei ist die Idee, die Übungen, die Asanas, unter 35–40 °C auszuführen, nicht wahnsinnig weltbewegend. Finde ich. Die Hitze regt die Schweißproduktion an. Die Entgiftung des Körpers wird gefördert, der Stoffwechsel wird angeregt und Stress abgebaut. Man wird richtig biegsam und gelenkig. Das ist toll. Das mit dem Schweiß ist nicht so toll. Dabei hab ich gegen Schwitzen gar nicht wirklich etwas einzuwenden. Mein Problem ist, dass die eigentliche Verwendung des Wortes Schwitzen nichts mehr gemein hat mit dem Schwitzen beim Bikram-Yoga. Es sprengt das Maß aller Dinge! In den ersten 30 Minuten ist alles gut – wenn auch wahnsinnig anstrengend, ob der hohen Luftfeuchtigkeit im Raum. In den darauf folgenden 60 Minuten kämpfe ich mit sturzbachartigen Schweißausbrüchen. Ich bemühe mich um Contenance und begebe mich tapfer in den Krieger und in den Hund. Dabei freue ich mich, dass sich die Bewegungsamplitude meiner Gliedmaßen um gefühlte 80% vergrößert hat. Wow, denk ich noch, aber dann geht’s direkt los: Ich soll mein rechtes Bein festhalten. Funktioniert nicht, es rutscht mir aus der Hand! Und schon entpuppen sich die Asanas auf der matschigen Yogamatte mit dem schweißdurchtränkten Handtuch obendrauf als selbstmörderische Stunts. Alles fließt und glitscht. Eitel darf man dabei wirklich nicht sein – ich versuche mich trotz der Temperaturen nachsichtig freundlich in einem der vielen Spiegel mir gegenüber anzulächeln. Ein Versuch war’s wert.

Aber hey, auf dem Nachhauseweg fühle ich mich grandios. Erschöpft, aber großartig. Mein Kopf ist frei – viel Raum für neue Ideen. Und ich denke darüber nach, ob sich Schokoladen-Yoga irgendwie vermarkten ließe. Asanas im Schokoladenbad? Im heißen Schokobad! Wäre zwar ‘ne echte Sauerei, aber viel anders ist das beim Bikram auch nicht.

P.S.: Ein schöner Tipp für alle, die noch auf der Suche sind:

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