Mitläufer.

Manchmal ist Laufen ein Idyll.
Schön, wenn es bis zum Ende auch so bleibt.
Oh, ist das schön. WUNDERSCHÖN. Ich laufe. Und ich lache dabei. Nicht wirklich sichtbar, aber so heimlich in mich hinein. Und freuen tu ich mich, wie verrückt. Nämlich darüber, dass ich bei dem schönen Wetter die Zeit gefunden habe, meine Runden im Park zu drehen. Heute sieht aber auch alles so freundlich aus. Als wär’s extra für mich eingerichtet: bunte Blüten, duftende Sträucher, gut gelaunte Menschen, 24 °C. Da kann man schon mal heimlich in sich hineinlachen, mein ich. Leichtfüßig und behände gleite ich dahin, mit einem netten Song im Ohr (Melody Gardot, If the stars were mine), lasse ich meinen Blick über das wunderschöne Grün der Bäume und über das Bunt der Blüten schweifen. Es ist ein bisschen wie im Disneyfilm. Und so bin ich auch gar nicht groß überrascht, als da ein Vogel vom Baum aus zu mir spricht. Er setzt sich auf meine Schulter und flötet so was wie: „Ahoi, Diana, alles fein?“ – Und ich so: „Bestens Vogel. Alles fein!“ – Er wieder: „Komm, wünsch Dir’n Lied!“ – Ich dann: „Oh cool. Hm warte. Ja, bitte Jolly Holiday. Mary Poppins!“ – „Super gewählt. Hier kommt Dein persönlicher Live-Laufsong!“ Und dann beginnt er tatsächlich, dies fröhliche Liedchen für mich zu trällern. Hach ist das schön! So schön, dass ich gleich mit einstimme. Ich laufe, singe und der der Vogel pfeift. Immer lauter und enthusiastischer bis … ich um die Ecke biege. Oh. Da ist er. Der Alptraum eines schönen Laufmoments: ein anderer Läufer. Einer, der genauso schnell unterwegs ist wie ich. Gleiche Schrittweite, gleicher Armschwung, gleiche Atmung. Ein Mitläufer. Der soll mal weg, denk ich. Aber er bleibt. Und wir laufen peinlich synchron nebeneinander her, während wir uns angestrengt um einen angemessenen Achtungsabstand bemühen. Ich könnte Gas geben. Was aber blöde wäre, weil ich sehr gern meine 20 Kilometer laufen würde. Jetzt eine Temposteigerung und am Ende wär ich vorzeitig platt. Soll der doch mal schneller laufen! Nee, macht er natürlich nicht. Da, eine Kreuzung! Vielleicht hab ich Glück. Aber nein, wir traben weiterhin im Gleichschritt daher. Übelst. Was hat er da überhaupt für Schuhe an? Nee, ganz miese Dämpfung, denk ich noch, als er plötzlich das Tempo anzieht. Hallo? Was ist denn jetzt los? Ich versuch zu folgen, bis ich merke, dass er einen Sprint einlegt. Und dann ist er weg. Pah! Ich hoffe, eine Horde Nordic Walker und Inlineskater  blockieren seinen Weg. Nein. Es macht mir nichts aus, dass er mich überholt hat. ECHT NICHT. NEIEN. Ich versuche entspannt weiterzulaufen. Aber da fällt mir auf, dass inzwischen dunkle Wolken aufgezogen sind. „Na, noch’n Lied?“ – Och nee, der bekloppte Flattermann wieder. „Gib mir Sabotage von den Beastie Boys. Und dann hau ab, okay?“ Ein dicker Regentropfen landet auf meiner Stirn.

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