Beckenbodenboom.
Mir
wird warm. Ich glaube, ich werde rot, aber ich tue, wie mir befohlen: Ich bin
still und setze mich hin. Auf meinen Beckenboden. Und als ich nach oben blicke,
kreisen sie da über mir, die Beckenböden. Dutzende … Dann wache ich schweißgebadet
auf. Ich bin auf dem Sofa eingenickt, aber augenblicklich fällt es mir wieder
ein: Ich MUSS DRINGEND mehr über den Beckenboden recherchieren. Denn
tatsächlich wurde ich in den letzten drei Monaten ca. 485 Mal gefragt, wie man
am besten den Beckenboden trainiert – und ich gebe zu, das hat mich verwirrt.
Was ist da passiert? Auf einmal will keine Sau mehr Bauch-, Beine-, Po-Übungen
haben, alle wollen den Beckenbodenmuskel kräftigen. Das macht mich nervös. Ich
google. Stundenlang kämpfe ich mich von Tena, Always über zweifelhafte
Animationen wie diese hin zu Wikipedia. Studiere Seiten, die Anatomie und Physiologie erklären und finde
eine Menge heraus. Zum Beispiel, dass man den Beckenbodenmuskel auch den
Liebesmuskel nennt (pah! – das erklärt alles). Und ich finde kryptische
Übungsanleitungen wie »Legen Sie beide Hände auf den unteren Bauch, schieben
Sie die Sitzknochen zueinander, ziehen Sie gleichzeitig den Nabel nach innen
und zu den Rippen nach oben.« oder »Legen Sie sich auf den Rücken, stellen Sie
die Beine auf, drücken Sie das Becken nach unten – dabei heben Sie es vorne
etwas an, spannen Sie die Beckenbodenmuskulatur an.« Wer soll das denn bitte kapieren?
Ich
gebe zu, ich bin kein allzu großer Fan vom Beckenbodenmuskel. Aber alle unsere
Muskeln sind schließlich Körpergold und damit wert, trainiert zu werden. Auch der olle Beckenbodenmuskel. Also recherchiere ich weiter und finde folgende
acht wichtige Dinge über ihn heraus:
1.
Du bist ein Mann? Ja, auch Du hast einen Beckenboden!
2.
Der Beckenboden schließt unseren Körper mit Binde- und Muskelgewebe nach unten
hin ab.
3.
Seine Funktionen sind: Heben, Tragen, Öffnen, Schließen, Ausscheiden,
Zurückhalten, Anspannen.
4.
Eine Geburt, chronische körperliche Überlastung oder Übergewicht sind z.B.
Faktoren, die den Beckenbodenmuskel schwächen – hier sollte man tatsächlich
über eine gezielte Stärkung nachdenken.
5.
Das erklärt auch, weshalb es nach der Geburt im Rahmen der
Rückbildungsgymnastik immer ein Beckenbodentraining gibt.
6.
Liebesmuskel heißt der Beckenbodenmuskel deswegen, weil ein gut trainierter bei
Frauen das Lustempfinden steigern soll und bei Männern die Ausdauer – wodurch
bei beiden die Intensität des Orgasmus erhöht wird, so sagt man.
7.
Wer an Blasenschwäche leidet, kann durch gezielte Beckenbodenübungen dagegen
angehen.
8.
Und wer keinen Schimmer hat, wie man den Beckenboden anspannt: Einfach mal beim
Urinieren den Fluss unterbrechen – bravo, Du hast es geschafft!
Ansonsten: Bitte beruhigt Euch. Der
Beckenbodenmuskel ist ein Muskel wie alle anderen auch. Wer ohnehin fleißig
trainiert und sich ein gutes Körpergefühl angeeignet hat – sei es durch Pilates,
Yoga, Ganzkörperkräftigungsübungen etc. – kräftigt automatisch auch seinen
Beckenboden (insbesondere bei Bauchübungen). Und das heißt: In den meisten Fällen ist es überflüssig, ihn isoliert (also gesondert) trainieren zu wollen. Wer noch Fragen hat,
kann ja mal hier klicken. Und hier gibt’s Übungen. Ich hab erst mal echt genug vom Beckenboden und trainier jetzt schön meinen
Bizeps. Den sieht man wenigstens.
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