Retro Food.
Damals wie heute steckt viel Spaß in Toffifee
– die Werbespots von Storck hingegen, sind ziemlich unlustig … |
Alle reden sie über Functional Food. Über Junkfood. Über Brain Food. Was ist mit Retro Food?
Neulich hab ich mich an »Flair«
erinnert. Kennt das noch wer? Dieser rosafarbene Nachtisch aus der Dose? Ich
habe ihn geliebt! Aber nicht um alles in der Welt möchte ich heute erfahren,
was da so drin war. Das Gesündeste müssen die Himbeeren gewesen sein
– die, die vorne auf der Dose abgebildet waren. Und apropos Dose: Das
Leibgericht meines besten Kinderfreundes waren Ravioli. Ich glaube, er aß sie täglich.
Mir schmeckten die damals auch ganz gut. Wer allerdings heute den Film »Canned Dreams« schaut, möchte all die bis dato vertilgten Ravioli gerne wieder
zurückgeben. Wenn früher keine Ravioli da waren, konnte man immer noch ganz gut
Toast Hawaii essen. Das ging ja ruck, zuck: wabbeliges Weißbrot auf den Teller, Schinken und
Ananasringe aus der Dose dazu, dann der gute Scheiblettenkäse zuoberst. Ekelt
Ihr Euch? Also ich mich schon.
Wenn man so zurückblickt, ist es erstaunlich WIE sehr
sich Nahrungsmittel und Essgewohnheiten mit uns und mit der Zeit verändert
haben. Hätte wer vor zwanzig Jahren gewusst, wie man mit einer Ingwerknolle
umgehen soll? Aber auch Getränke haben sich geändert. Als Kind trank ich nur
»süßes Sprudel«, wie der Pfälzer sagt. Und zwar ausnahmslos »Diana Quelle«, die in fiesem Pissgelb in der Flasche schimmerte. Heute trinkt
man lebendiges Wasser, das bei Vollmond abgefüllt wurde. Oder ganz schlicht:
Wasser aus der Leitung. Mal ’n Smoothie oder frisch Gepresstes. Während meiner
Studentenzeit schleppte ich – unter völligem Unverständnis meiner
Mitbewohnerinnen übrigens – palettenweise Lipton Eistee in die WG. Heute
würde ich nicht mal mehr den Tetrapack anrühren wollen, so sehr fürchte ich die
Unmengen an Zucker darin. Hatte ich doch wahrlich genug davon. Schließlich habe
ich in meiner Kindheit so viele Toffifees gegessen, dass die Firma Storck zu Ruhm und Reichtum kam. Mein Geld fließt heute in die vielen schlechten Werbespots. »Zusammener« fühlte ich mich beim Verzehr nie sonderlich, denn eine Packung Toffifee hab ich
immer schön allein gegessen. Schade. Denn geteiltes Leid, wär halbes Leid
gewesen. So landete alles Üble in meinem Magen. Meine größte Retro-Food-Sünde aber
war: Eiskonfekt. Das in den Spitztüten und in den bunten Plastikfolien, die man
so lustig auseinanderziehen konnte. Täglich eine Tüte. Heute hätte ich nicht
schlecht Lust dazu, meine Eltern dafür zu verklagen, dass sie mir erlaubt
haben, all das zu essen. Warum haben sie das zugelassen?
Aber man muss den
Tatsachen ins Auge sehen: Es kann mir nicht so sehr geschadet haben. Ich lebe
noch. Und wer weiß schon, was man in zwanzig Jahren über den Sinn und Unsinn
von Vollkornmehl, Maiswaffeln, Kräutertees, Reis- und Mandelmilch oder Smoothies
sagen wird.
Kommentare
Ich hatte als Kind mal einen bösen Fahrradunfall mit dicker Lippe und durfte dann den ganzen Tag Flair Dessert essen(was anderes passte auch nicht rein) *schüttel* :-)
Außerdem immer nur weiße Brause.. oder manchmal Punica O-Saft... und Ravioli waren auch klasse... gerne auch kalt.. *brr*
Zum Glück haben wir das überlebt ;-)