Fremdgehen.
Der Motobécane-Oldtimer aus den 80ern. |
Ich hab’s getan! Ich habe es betrogen. Mein
liebstes Hobby hab ich mit einem anderen hintergangen. Ja, hört an dieser Stelle ruhig auf
zu lesen. Straft mich mit Missachtung, beschimpft mich, wendet Euch ab. Ich hab’s nicht anders
verdient.
Alles begann so harmlos. Mit einem Grillabend, an dem ich zum wiederholten Mal
salopp den Wunsch äußerste, endlich ein Rad zu besitzen. Nach knappen 15 Jahren
ist so ein eigenes Zweirad echt wieder angesagt.
»Ich hab da
noch eins, weißt Du ja!«, sagte mein Onkel Helmut zu mir. (In Wahrheit sagte er
»Isch hab do jo noch eens. Weeescht jo!«) Und ja, ich kannte das Rad von dem er
sprach noch aus meinen Kindertagen. Ein schmuckes Rennrad – schon damals
fand ich’s cool, aber ich war zu klein, um auch nur annähernd mit den Füßen an die
Pedalen zu kommen. Heute bin ich immer noch klein, aber an die Pedalen komm ich
jetzt richtig gut ran. Ich hab’s getestet. Mehrmals. Onkel Helmut befreite das
coole Rad aus seinem Gefängnis namens Dachboden und ich drehte fortan meine Runden. Erst vorsichtig. Dann ziemlich rasant. Schon nach ein paar Metern war klar: Ich
muss das haben! Ich muss es einfach mit in den Norden nehmen. Eine
gefühlte Ewigkeit dauerte es, bis das Rad in Hamburg ankam. Jetzt ist es da – und leider auch
schon wieder weg: Ich hab’s zu Minks Bike Shop in die Osterstraße gebracht und
da wird’s erst mal ordentlich aufpoliert. Es bekommt z.B. blaue Reifen (goldene
gab’s nicht)!
Trotz meiner großen Freude weiß ich doch: Ich benehme mich
liederlich. Meine große Liebe Laufen leidet. Ich hab ein unbändig schlechtes
Gewissen, weiß aber: Ich werde das Laufen immer wieder betrügen müssen. Das
Rennradfahren macht einfach zu viel Spaß. Und überhaupt: Ich hab zwei Berufe,
zwei Heimatorte – kann ich nicht auch zwei Lieben gleichzeitig haben?
Mann, ich weiß echt nicht, wie Ihr Triathleten das macht. Eine dritte Disziplin
wär mir definitiv zu kompliziert. Gut, dass ich
nicht schwimmen kann!
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