Paula Radcliffe, Zoe Marie & ich.
Sollte das Kind später lieber ins Ballett, zum Reiten oder Schwimmen wollen … Tja … dann hätten wir ein Problem. Also ich … ;) |
Mir ist, als würde ich fliegen. Treppen rauf und wieder runter. Am liebsten würde ich ganz viele Pirouetten drehen.
Kaum kann ich mich wieder normal bewegen, vermisse ich das Laufen mehr als je zuvor. Trotz akutem Schlafmangel, trotz der großen, neuen Aufgabe, die ich jetzt habe. Doch da sind diese sechs bis acht Wochen Pause, die man nach einer Geburt einhalten sollte, bevor man wieder ins Lauftraining einsteigt … Und ich bin so wahnsinnig ungeduldig.
»Frau Dua, das haben sie gut gemacht. Wir haben das gut gemacht. Also … vor allem natürlich ich!« – So die amüsante Nachricht auf meiner Mailbox ein Tag nach der Entbindung. Sie stammt von meinem Arzt. Was würde er jetzt sagen, wenn er wüsste, dass ich schon wieder an Sport denke? Er würde den Kopf schütteln und so was sagen wie »Frau Dua, sie machen es mir wie immer nicht leicht …«
Der Blick meiner Hebamme sagt, dass sie genau dasselbe über mich denkt …
»Gut. Dann mach es eben. 15–20 Minuten!«, mahnt sie.
»Ja.«, sag ich ergeben zu ihr. Ich hab nicht vor, grob fahrlässig mit meiner Gesundheit umzugehen, obwohl mir durchaus klar ist, dass es genau das ist, was viele mir vorwerfen werden, wenn ich zwei Wochen nach der Geburt loslaufe.
20 Minuten. 20 Minuten, in denen ich versuche, mich aufs Laufen zu konzentrieren und zu genießen. Stattdessen gehen mir viele Gedanken durch den Kopf. Gedanken zum Beckenboden. Und zur Gebärmuttersenkung. Zur Inkontinenz. Zu Paula Radcliffe, der britischen Langstreckenläuferin. Ich blinzle der Sonne entgegen und sehe plötzlich viele erhobene Zeigefinger über mir.
»Vorsichtig laufen, denk an die Spätfolgen!« wollen sie sagen. Also drossle ich mein Tempo und versuche NOCH vorsichtiger zu laufen. Wieder denk ich an Paula Radcliffe, die nach einer 27-stündigen Geburt zu früh in ihr Training einstieg und unmittelbar danach einen Ermüdungsbruch am Kreuzbein erlitt. Ich werde noch langsamer … Dann frag ich mich: Was macht jetzt wohl die kleine Zoe Marie? Vielleicht schreit sie. Vielleicht geht’s ihr nicht gut. Und hoffentlich kommen Oma und Opa mit ihr zurecht …
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… dieser, … |
In der fünften postnatalen Woche beschließe ich trotz der vielen Zeigefinger, zum ersten Mal länger als 20 Minuten zu laufen. Der Hebamme sag ich nichts davon. Vor dem Lauf bin ich wahnsinnig aufgeregt. Die Sonne scheint, perfektes Laufwetter und ich fühle mich fast wie früher. Fast. Ich merke, dass einige Muskeln ordentlich verkürzt sind, meine Mobilität eingeschränkt und ich längst nicht mehr so lässig laufe wie noch vor der Schwangerschaft. Aber ich hatte mir versprochen, nachsichtig zu sein. Nach fünf Kilometern freue ich mich einfach nur darüber, dass sich alles so gut anfühlt. Nach neun Kilometern kann ich mir ein Lächeln nicht mehr verkneifen. Und nach fast zehn Kilometern, fällt mir auf, dass mir die Augen tränen. Es mag der starke Gegenwind sein, mutmaße ich. Vielleicht ist es aber auch einfach nur die überwältigende Freude darüber, wieder dieses wunderbare Gefühl zu spüren. Dieses Gefühl, das einem nur das Laufen in der freien Natur vermitteln und das man so schwer beschreiben kann.
… oder dieser. |
Nun … wenn Zoe dann später allerdings mehr auf Synchronschwimmen steht, muss ich mir ernsthaft was einfallen lassen …
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