Mach mal Pause.
Natürlich bin ich stolz, wenn die Jungs im Fitnessstudio mein gestemmtes Gewicht bestaunen und meine Klimmzüge mit »Wow« kommentieren. Ich amüsiere mich, wenn ich mehr Kniebeugen mit mehr Gewichten schaffe als der 20-jährige, der eben noch stundenlang das Squat-Rack blockierte. Aber ich arbeite auch hart an mir und vor allem regelmäßig.
Wenn ich aber so was höre und lese wie »Work hard, play hard« wird mir ziemlich übel. Arbeit ist schon anstrengend genug und Freizeit für viele inzwischen auch. Neulich stieß ich auf einen spannenden Artikel, der sich über einen neuen Trend mokierte: Dass Frauen heutzutage körperlich sehr stark seien und plötzlich neue Vorbilder hätten wie z.B. MMA-Kämpferin Ronda Rousey. Dass »strong« und »healthy« inzwischen »skinny« abgelöst haben. Das passt alles sehr zu den Trends CrossFit, Superfoods und Instagram, die das neue Frauenideal befeuern und wir alle machen irgendwie mit. Auch ich. Aber machen wir mit, um diesem neuen Ideal zu entsprechen? Warum mach ich das überhaupt mit, frage ich mich. Warum trainiere ich so hart und warum verbieten wir uns so oft Pausen? Auf Pinterest findet man eindrucksvolle Bilder vom Kraftpaket Ronda Rousey. Bilder mit gruseligen Unterzeilen wie »Don’t be a D.N.B.!«, was so viel heißt wie: »Don’t be a do nothing bitch«. In dem Artikel wurde genau das kritisiert: Du bist heute nur ein Vorbild, wenn du immer was tust. Pausen sind was für Verlierer.
Ronda Rousey. Quelle: Der Freitag |
Natürlich sind starke, muskulöse Körper das Ergebnis von Disziplin und mentaler Stärke. Beides Eigenschaften, die ich wirklich bewundere. Nicht sehr bewundernswert finde ich allerdings übertriebenen Ehrgeiz und Verbissenheit. Und mal ehrlich, sind nicht auch gerade die Menschen besonders inspirierend, die einfach so zufrieden und im Reinen mit sich selbst sind? Zu Stärke gehört auch immer Mut zur Schwäche. Mut, sich einzugestehen, wann man eine Pause braucht. Und Mut, sich die Pause dann auch einfach mal zu nehmen. Pausen sind nämlich eigentlich was für Gewinner. Manchmal scheint mir, als bräuchten wir gar nicht mehr so viel an unserer Stärke zu arbeiten, sondern vielmehr daran, Schwäche zu lernen. Nirgendwo funktioniert das übrigens besser als im Sport. Hier gibt es eben nicht nur Starke und Gewinner. Es gibt auch Schwache und Verlierer. Mal ist man das eine, mal das andere. Sport bleibt für mich einfach immer eine wunderbare Metapher fürs Leben. Mut, Beharrlichkeit, Begeisterung, Zielstrebigkeit, Achtung und Fairness – all das, was zum Sport gehört, was man im Sport lebt und wofür man trainiert, was man erreicht, es spiegelt sich meist auch im wahren Leben wider. Darum mache ich das. Darum trainiere ich hart und vor allem regelmäßig. Das ist mein primäres Ziel: Aus meinen sportlichen Erlebnissen etwas fürs Leben mitzunehmen. Und darum setze ich mich jetzt aufs Sofa und bleibe da für 'ne Weile.
Kommentare
Gleichzeitig finde ich es aber auch wichtig jene zu motivieren, die sich ZU VIELE Pausen gönnen, bzw. Schwierigkeiten haben sich selbst zu motivieren Sport zu machen. Für viele "normale" Menschen die Message "setz dich doch mal auf's Sofa" nicht so angebracht...
freut mich, dass Dir der Post gefällt.
Wenn wer einen Arschtritt oder Motivation fürs Sportmachen braucht, bekommt er beides gerne von mir. Ich finde allerdings auch, dass niemand Sport machen muss, wenn er das nicht will. Und wenn irgendwer immer Pause macht und sich damit gut fühlt, dann ist das für mich auch okay (aber meist fühlt man sich damit ja nicht gut – genauso wenig, wie wenn man immer nur Sport treibt).
Schöne Grüße
Diana