Bitte nicht starren!
Trainiert Ihr regelmäßig im Fitnessstudio? Vielleicht könnt Ihr meine Hassliebe zu ihnen ganz gut nachvollziehen. Von den absurden und nervigen Dingen dort, hab ich Euch ja schon oft erzählt … (Im Fitnessstudio bin ich ein Arsch, 40 Dinge, die im Fitnessstudio gar nicht gut ankommen, Wie verhalte ich mich in der Umkleidekabine …)
Über die nervigste Sache überhaupt, habe ich allerdings noch nie geschrieben, merkwürdig. Sie beginnt mit einem perfekt einstudierten genervten Blick, der manchmal Gold wert ist. Insbesondere dann, wenn es darum geht, jedwede weitere Annäherung von diesen und jenen Zeitgenossen, vehement im Keim zu ersticken. Oder auch einfach nur um zu signalisieren: Lass mich, ich mag nicht. Ich hab mir sagen lassen, dass ich das ganz gut kann. Danke, das ist ein passables Kompliment …
Manchmal aber, funktioniert er nicht, der böse Blick. Neulich lief ich nämlich Intervalle auf dem Laufband …
Draußen ist es schon dunkel und die Laufbänder stehen direkt vor einer großen Fensterfront – ergo: Ich kann sehr gut sehen, was hinter mir passiert. Und hinter mir passiert nix. Ein Mann sitzt auf seinem Trainingsgerät und macht – nix. Das heißt, er tut schon etwas, nämlich gucken. Guckt er mir zu? Guckt er mir wirklich zu? Es macht mich nervös und raubt mir sofort die Freude am Laufen. Also – denk ich – ich setze kurzerhand einfach meine Superpower ein: Ich drehe mich um und werfe dem Mann einen aufrichtig wütenden Blick zu. Er bemerkt ihn und … es ist ihm völlig egal! Hab ich auch noch nicht erlebt. Ich wiederhole meinen Schulterblick während des Laufens noch einige Male, bis ich völlig entnervt aufgebe, weil es einfach nichts bringt. Nach 30 Minuten (und drei harten Geschwindigkeitssteigerungen) übermannt mich der erste Schwall latenter Erschöpfung. Der Mann hinter mir dürfte noch ziemlich fit sein, denn er hat sein Gerät, die Brustpresse, etwa drei Mal halb bewegt. Ich frage mich, warum er nicht zu Hause geblieben ist … Die restliche Zeit verbringt er damit, weiterzugucken – von einem anderen Gerät aus. Ich blicke mich noch mal zu ihm um und ich könnte schwören, aus meinen Augen sprühen Funken und Flammen. Nach einer Stunde bin ich fertig – und wütend. So wütend, dass ich vom Laufband stolpere und sofort auf den Mann zusteuere, mit der festen Absicht, ihm zu sagen, dass ich es unglaublich unhöflich und nervig finde, unentwegt von ihm beobachtet zu werden. Kaum in seiner Nähe, stelle ich fest: überall Leute, jeder kann zuhören. Und bloßstellen vor allen Leuten, das finde ich nun auch nicht sonderlich respektvoll. Also laufe ich an ihm vorbei. Meine Wut schlucke ich hinunter. Zu Hause ärgere ich mich doch wieder. Weil so was einfach gar nicht geht. Klar guckt man manchmal, mit geschlossenen Augen trainieren ist auch irgendwie uncool. Aber starren, nee, das nervt. Beim nächsten Mal sag ich's. Und Ihr hoffentlich auch ✊🏽
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