Go-Go-Gadget-o!
Voll im Stress: Wo ist noch mal dieser Chip, der in den Schuh gehört? |
Wir placken uns doch unter der Woche schon mit üblen Programmen wie Excel oder Powerpoint rum und dann gehen wir abends oder am Wochenende laufen, zum Yoga oder Schwimmen. Hauptsächlich, um den Kopf wieder frei zu kriegen. Davon kann aber keine Rede mehr sein, wenn wir einen Chip in den Schuh legen, der dann erst mal Probleme macht, seinen Empfänger zu finden. Wir hoffnungsvoll den MP3-Player einschalten, dessen Akku nach wenigen Minuten der Aktivität den Geist aufgibt. Wir tragen ‘ne Pulsuhr, die den Schrittsensor und die Herzfrequenz nicht findet. Verlassen uns auf ein GPS, das ganz schön oft ‘nen Aussetzer hat. Wie bitte soll man so denn runterkommen und entspannen?
Neulich da hatte ich einen denkwürdigen Lauf. Alles ging gut, die Gadgets funktionierten. Als ich aber im Ziel ankomme, wird mir plötzlich eine maximale Herzfrequenz von 208 (!!) angezeigt. Ich bin entsetzt. Muss ich mir Sorgen machen? Soll ich zum Arzt? Aber mir geht’s ja sonst ganz gut – oder? Ich bin mir grad gar nicht mehr so sicher …
Ein Lauf später (ich habe es überlebt), teste ich den miCoach von adidas mit allen Komponenten (App, Peacer, Herzfrequenz …). Es ist nicht das erste Mal. Sondern das zwölfte. Und irgendwie komme ich noch immer nicht damit klar. Ich zweifle an mir und kann mich kaum aufs Laufen freuen. Stattdessen frage ich mich unentwegt, ob das Gerät heute was aufzeichnen wird. Nada. Ich schwöre mir, damit aufzuhören. Mit diesen Gadgets. Das nervt doch alles. Einige Stunden später überschlagen sich die Tweets zur Trainingsaufzeichnung mit Sportics. Kann ich das einfach an mir vorbeiziehen lassen? Nein. Kann ich nicht. Meine Neugierde ist zu groß. Und schon häng ich wieder drin, in diesem Technikkrams, der aber immerhin nicht ganz so kompliziert erscheint und ‘ner Techniknulpe wie mir, das Leben zu erleichtern sucht. Danke dafür. Nachdem ich mich also zehn Stunden mit der Aufzeichnung meiner Läufe beschäftigt habe, geh ich jetzt erst mal wieder eine laufen. Und wie ich da so renne, wundere ich mich über meine Musik. Sie ist so … hä? Es dauert tatsächlich ganze drei Kilometer, bis mir klar wird, dass ich GAR keine Musik höre, weil ich meinen iPod vergessen habe. DAS ist mir noch NIE passiert. »Ich muss umkehren!«, schießt es mir in den Kopf, »Ohne Musik kann ich nicht laufen!« Aber nach fünf Kilometern stelle ich fest: Dieses frühlingshafte Vogelgezwitscher ist eigentlich gar nicht so übel. Die Luft riecht auch so angenehm und alles fühlt sich ganz entspannt an.
Ganz pur zu laufen, mit allen Sinnen und ohne Gadgets – vielleicht sollte ich genau das einfach mal ein bisschen häufiger machen. Ja, wir sollten uns nicht ganz so sehr von den Gadgets und der Trainingskontrolle vereinnahmen lassen. Vermutlich ist das eine Typsache, denn immerhin tragen die ganzen Gimmicks auch dazu bei, zum Sport zu motivieren. Und das ist ziemlich super. Aber mal ‘ne ganz andere Frage: Wo ist eigentlich mein Nike+-Sensor abgeblieben?
Übrigens – die neuesten Gadgets für Technikfreaks gibt’s hier zu sehen.
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