Hamburg, deine Läufer.

Erwischt! Auch oft unterwegs: der Freizeitschuhläufer“.
Er ist da, der Frühling. Endlich. Es hat auch diesmal wieder eine halbe Ewigkeit gedauert. Und wie immer ist er nicht allein gekommen. Auch sie sind wieder da: die zahlreichen Draußenläufer. Ich weiß WIRKLICH nicht, wo sie sich all die Zeit versteckt haben. Aber gerade jetzt, wenn’s wieder warm wird, hat man verstärkt das Gefühl, die Hobbyläuferschar sei um das Fünffache angestiegen. Woran das liegt? Egal. Denn das Schönste an dieser Läuferjahreszeit ist eigentlich (außer selbst zu laufen), dabei zuzuschauen. Ich mach das gern. Dann sitz ich da irgendwo im Verborgenen – manchmal streife ich auch schmale Seitenwege entlang – und betrachte diesen und jenen Läufer. Es gibt kaum etwas, das so unterhaltsam ist! Ich kenn sie alle, darum gebe ich ihnen heimlich Spitznamen. „Litti“ zum Beispiel. Selten einen Läufer gesehen, der solche O-Beine hat. „Litti“ verleitet mich jedes Mal fast dazu, unaufgefordert einen Fußball durch sein enormes O zu kicken. Ich mach’s natürlich nicht. Schließlich will ich meine Deckung nicht aufgeben. Ich warte lieber. Bis „Minnie Mouse“ vorbeiläuft. Sie ist echt sehenswert, schon allein ihres Outfits wegen. Es ist rosa. Von oben bis unten. Ihr Kopf hingegen leuchtet rot. Ich schätze sie auf Anfang zwanzig. Sie ist eine winzige Person, die fünfzehn Schritte macht, während ich einen tue. Und ich bin schon nicht groß. Schaut man ihr zu, hat man das Gefühl, sie rase, weil sich ihre Beine so ungeheuerlich schnell bewegen. So wie in den Zeichentrickfilmen. Wenn Roadrunners Beine durchdrehen, eine rotierende Scheibe bilden und dabei eine ungeheuerliche Staubwolke aufwirbeln. Bei „Minnie Mouse“ ist das ähnlich, nur bewegt sie sich dabei kaum ein paar Meter nach vorn. Lustig! Das Gegenteil von ihr ist „Bud“, der Riese. Er tut einen Schritt, da mach ich 15. Seine Schritte sind allerdings schwerfällig. Bei jedem einzelnen bebt die Erde als würde sich das ganze Zillertal auf zum Sonntagsspaziergang machen. Wen ich ganz besonders ins Herz geschlossen habe, ist der „Finisher – Hamburg Marathon 2003“. Der ist richtig schnell unterwegs, trägt immer das gleiche Shirt (er muss mächtig stolz sein) und läuft mit lustig abgeknickten Handgelenken. Eigentlich soll man das ja nicht machen. Vielleicht sag ich ihm das irgendwann, aber ich ahne: Er wird sehr wütend auf mich sein. Ihn würd ich gern mal gegen „Kitty Mambo“ laufen sehen. Die Amazone unter den Draußenläufern! Hui, ich hab sie bestimmt schon 100 Male übersehen, weil sie einfach so schnell ist. Sie fliegt! Wer weiß, vielleicht ist sie auch nur eine Illusion. „Flummi“ ist dafür ganz sicher keine. „Flummi“ ist richtig toll. Der Junge läuft höher als weit. Ich lache. Klopfe mir auf die Schenkel und schwöre mir zum wiederholten Male, dass ich mich nie, aber auch wirklich niemals während des Laufens fotografieren lasse, selbst dann nicht, wenn ich ins Ziel einlaufe. Mit diesem Gedanken im Kopf schnür ich meine eigenen Laufschuhe und los geht’s.

Kommentare

Anonym hat gesagt…
du fiesling ;)
da traut man sich ja gar nicht mehr raus,
möcht gar nicht wissen wie ich ausseh beim laufen :D

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