Die Beinschleuderer.

Seht Ihr, da läuft einer!
Eigentlich ist Laufen völlig ungefährlich. Eigentlich. Inzwischen habe ich mich längst eines Besseren belehren lassen. Und so kann ich Euch sagen, liebe Läufer, wir sind verdammt mutig. Ja, doch. Sind wir. Ich beweise es Euch mit einer Anekdote. Sie trug sich kürzlich beim Training zu.
Ich. Am Laufen. Ungeheuerlich schnell. Aber voll in Gedanken. Fragen wie „Was werde ich nach dem Laufen Essen?" Und: „Was werde ich nach dem Essen essen?“ treiben mich um. Dabei merke ich gar nicht, wie ich mich in meiner wahnsinnigen Geschwindigkeit unaufhaltsam auf eine gefährliche Gefahrenquelle zubewege. Im Kopf spiele ich derweil alle schnell zubereitbaren Gerichte für den gemeinen (aber verdammt hungrigen, kohlenhydrataffinen) Nahrungsmittelallergiker durch: Reis, Auflauf, Brot, Nudeln … – und dann ist es auch direkt zu spät. Ich bin schon drin. Mittendrin in den Fängen des Monsters: der Staubwolke. Da muss ich erst mal husten. Fürchterlich husten, es ist fast schon ein Keuchen. Was für eine Monsterstaubwolke! Sie ist vielleicht vergleichbar mit diesem heftigen Sandsturm neulich drüben in Arizona. Nur halt irgendwie in Klein – und ich unmittelbar betroffen. Sofort verliere ich die Orientierung. Ich drossle meine Geschwindigkeit und strecke Hilfe suchend meine Hände nach etwas aus, was mir Sicherheit verleiht. Da ist aber nix. Ich greife ins Leere. Wo zum Henker ist noch mal vorne? Frag ich mich. Bis plötzlich neben mir – ganz schwach – ein Fuß erkennbar wird. Ein Laufschuh ist es, ums zu präzisieren. Aber das ist nicht meiner. Ein anderer. Ich fluche, denn augenblicklich ist mir klar, was hier los ist: Ich bin Opfer einer nahezu legendären Läuferkatastrophe. Mann, immer ich, denk ich und reib mir den Staub aus den Augen. Schritt für Schritt kämpfe ich mir einen Weg aus dem Staub hinaus und ziehe an dem Läufer neben mir vorbei. Nein, eigentlich ist es kein Läufer. Es ist einer von denen, deren interkoordinativen Fähigkeiten noch nicht eingespielt sind. Die ihre Beinarbeit noch nicht unter Kontrolle haben und dadurch so ungeheuerlich mit ihren unteren Gliedmaßen umherschleudern und Staub aufwirbeln, dass ein geübter Läufer leicht darin verenden kann. Es ist ein Beinschleuderer.
Nehmt Euch in Acht vor den Beinschleuderern, liebe Läufer. Macht einfach einen großen Bogen um die, lächelt ihnen nett zu, seid freundlich, nehmt Rücksicht, aber seht verdammt noch mal zu, dass Ihr Land gewinnt. Die lernen das schon noch. Irgendwann. Da bin ich mir sicher. Total sicher. Ein paar Kilometer üben und dann haben die den Bewegungsablauf und das Zusammenspiel der Muskeln drauf … Ehrlich. 

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