Hamburg, deine Straßen.

Fast unbreakable.
Das Auto gewinnt immer. Ich hätte es wissen müssen. Aber manchmal benehme ich mich wie Bruce Willis in »Unbreakable«: renne durch die Stadt mit dem sicheren Gefühl, nichts kann mir passieren. Beim Laufen bin ich eine Meisterin darin, Kollisionen oder Stürze noch in letzter Sekunde zu verhindern (z.B. durch beherzte Sprünge über Hundeleinen). Aber Radfahren ist irgendwie anders.
Das hab ich gleich bemerkt, als ich zum ersten Mal auf Hamburgs Straßen radle. Zweige peitschen mir ins Gesicht, unerwartet stehen Bäume und PKWs im Weg, ich hüpfe über eine Kraterlandschaft namens Radweg. Fahrradfahren in Hamburg ist ein Abenteuer. Nicht nur, weil die Radwege keine Radwege sind, vor allem, weil man von den meisten Autos gar nicht richtig wahrgenommen wird. Bester Beweis: Anfang der Woche. Da wurde meiner gerade eben erst entdeckten Fahrradliebe schwer zugesetzt.
Ich fahre über die grüne Ampel, ein Auto biegt in die Straße ein, da es langsamer wird, gehe ich viel zu optimistisch davon aus, es würde halten. Tat es nicht. »Shit. Kein Helm!«, denke ich noch, als mir klar wird, dass es gleich zum Zusammenstoß kommt. In meinem Kopf hör ich all die vielen Stimmen, die’s mir immer wieder gesagt haben: Kauf Dir 'nen Helm! Und jetzt war’s zu spät. Ich fliege gegen die Autoseite und liege schneller auf dem Boden als ich gucken kann. Leider verloren. Regungslos bleib ich da liegen, aus Angst, es könnte was kaputt gegangen sein. Dass alles heil geblieben war, erfuhr ich leider erst drei Stunden später. Ich hatte Glück: Nicht nur, weil mir eine unglaublich geistesgegenwärtige Ersthelferin zur Seite stand. Ich behaupte mal kühn, dass ich meine Unversehrtheit auch ein bisschen meiner nicht allzu schlechten Fitness zu verdanken habe. Meine Muskeln arbeiteten wie verrückt, blieben stundenlang angespannt, als wollten sie Skelett und Gelenke bestmöglich schützen. Das gute Körpergold! Es schmerzte in den folgenden vier Tagen, als hätte ich ein ziemlich gutes Ganzkörper-Workout hinter mich gebracht.
»Wann kann ich wieder Sport machen?«, frag ich den Arzt, der mich  lange mit einem Bernhardinerblick anguckt.
»Naja, Sie sollten morgen nicht gleich ‘nen Marathon laufen!«, sagt er. Die Antwort gefällt mir und ich atme erleichtert aus. Mein Rad muss repariert werden. Und ich brauch einen Helm. Ich glaube, ohne werd ich mich erst mal nicht mehr in den Sattel wagen. Wenn ich einen hübschen gefunden hab (gold soll er ja sein, habt Ihr gesagt) werd ich vielleicht Stuntfrau, hab ich beschlossen. Dann fehlt aber noch so ‘n goldener Overall. Mit Blitz oder Flamme oder was anderes Furchteinflößendes mitten auf der Brust.

Kommentare

GamlaSvenska hat gesagt…
Oh nein, unfassbar! Wie gut, dass das so glimpflich ausgegangen ist. Das ist einer Freundin auch vor kurzem passiert, allerdings mit Trümmerbruch im Fuß und gebrochenem Ellenbogen. Die Radreparatur muss aber der Autofahrer zahlen oder? Und ja, der Helm rückt in meinem Kopf geistig auch näher...
KÖRPERGOLD hat gesagt…
Ja, Du kannst Dir gar nicht vorstellen, WIE erleichtert ich war zu hören, dass bei mir nix gebrochen war!
Irgendwie höre ich auch von immer mehr Leuten, dass ihnen selbst oder ihren Freunden so was schon passiert ist. Zeigt, wie aufmerksam man selbst beim Radeln sein sollte. Denn der Helm hilft bei ‘nem Trümmerbruch im Fuß ja leider auch nicht so wahnsinnig viel … :o)
GamlaSvenska hat gesagt…
...vielleicht wäre ein Fußhelm ein Patent wert!
KÖRPERGOLD hat gesagt…
Irgendwie läuft es auf eine Ganzkörperrüstung hinaus … :o)

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