Das »Nach-dem-Sport-Gesicht«.

Völlig fertig vom Training?
Man nennt das »Fallen Angel«.
Neulich kam mir im Park ein Jogger entgegen (ja, es war definitiv ein Jogger und kein Läufer). Kurz hab ich überlegt die 1-1-0 zu wählen. Schwer atmend und mit hochrotem Gesicht kämpfte er sich voran. Er sah so was von fertig aus, dass ich ihm irgendwie gerne behilflich gewesen wäre. Ich ließ es. Schaute ihm stattdessen noch ein bisschen zu (unauffällig – ja, derbe fies von mir) und fand es großartig, dass es ihm offensichtlich völlig egal war, welchen Anblick er gerade bot und beharrlich weiterkämpfte. Ich lief ihm lustigerweise noch mal über den Weg. Als er sein Training beendet hatte und den Heimweg antrat. Er sah noch genauso mitgenommen, aber ausgesprochen zufrieden aus. Als ich an ihm vorbeilief, hätte ich ihm wahnsinnig gerne auf die Schulter geklopft und gesagt: »Gut gemacht, großer Läuferfreund mit dem fleckigen Gesicht!« Aber auch das ließ ich sein …


Rot & verschwitzt.
Bei mir sieht man's nur nicht so gut.
Spannend ist auch immer der Moment, wenn die Teilnehmer aus dem Body-Attack- oder Spinning-Kurs rausstürmen. Manche völlig schweißgebadet, die Haare wirr in alle Richtungen zeigend, schwer gezeichnet von der harten Arbeit. Die Blicke angestrengt auf den Boden gehaftet – sie möchten unter keinen Umständen angeguckt oder angesprochen werden. 
Dann gibt es da einen älteren Herrn im Studio: groß, schlank, leidenschaftlicher Läufer. Er absolviert immer seine 90 Minuten auf dem Laufband. Nach 30 Minuten ist sein weißes T-Shirt fleckig, sein Gesicht rosa. Nach 60 Minuten sieht der ganze Mann wie geduscht aus, sein Gesicht kaminrot. Nach 90 Minuten verlässt er das Laufband und sieht immer so runtergerockt und zufrieden aus, dass ich jedes Mal ein bisschen neidisch bin und direkt mit meinem eigenen Training starten will. Ein wahrer Sportler, möchte ich sagen! 

»Ich werd gleich puterrot sein.«, versuchen sich viele schon vorab bei mir zu entschuldigen. Heimlich freu ich mich aber doch, wenn die Schweißflecken auf den T-Shirts immer größer werden und die Gesichter immer erhitzter aussehen. Hey, Ihr arbeitet hart – das muss so sein! Dieses Gefühl, richtig derangiert auszusehen, 'nen Scheiß auf die verlaufene Schminke zu geben, ich find’s immer wieder wunderbar. Und wieso sollte es einem peinlich sein, wenn man nach respektabler Anstrengung entsprechend gezeichnet ist? Es ist Sport. Schwitzen gehört dazu. Und ich schwöre Euch, es macht gleich noch mal so viel Spaß, wenn man kurz vergisst, wie man während und danach aussieht. Wer’s schafft, sein Aussehen komplett zu ignorieren – Glückwunsch, der hat das Wesen des Sports begriffen. Und das Gefühl, nachher wieder geschniegelt und gestriegelt an einem ordentlich gedeckten Tisch zu sitzen – ach, herrlich!

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