Wovon ich rede, wenn ich von meiner sportverrückten Freundin rede. [Gastpost]
Ist allein. |
»Sie ist weg – weg
und ich bin wieder allein, allein.«
Frei nach den Fantastischen Vier, Sie ist weg/Lauschgift 1995.
Ich
hätte es wissen müssen. Schon als ich zum ersten mal mit ihr bei ihren Eltern
zu Besuch war und ihr altes Zimmer sah: Regale voller Pokale, Türklinken mit
Dutzenden von Medaillen behängt.
Dann war sie weg und ich verbrachte regelmäßig Pärchenzeit »allein, allein«,
weil Diana einfach mal zwei Stunden Laufen war. Mit Vor- und Nachbereitung war
der halbe Tag vorbei. Und ich als »Jogger« konnte lange überhaupt nicht
verstehen, wie man schlechte Laune haben konnte, wenn man mal drei Tage nicht
»Laufen war«. Und wenn ich ehrlich bin, verstehe ich es bis heute nicht.
Was
ich aber dann irgendwann mal verstanden habe war, dass es einfach so ist.
Gelernt habe ich das auf die harte Tour: An den Wochenenden (unserer
Wochenendbeziehung) nämlich, an denen ich mich durchgesetzt habe und Diana
nicht laufen war. Wir haben dann was zusammen unternommen. Ich und diese
Mischung aus Josef Stalin und Muffi Schlumpf.
»Ich
hasse shoppen, ich hasse Sonnenschein, ich hasse Eis essen, hör auf mit dem Fuß
zu wippen, Du hast gekrümelt!«
Nach
einigen dieser »Pärchenwochenenden« war dann klar: Ich bin Samstagnachmittag
lieber allein, allein. Vor allem, wenn man sah, wie sie vom Laufen zurückkam:
als Susi Sonnenschein die im Hopserlauf in die Dusche springt. Dann also
doch lieber weniger Zeit mit Susi Sonnenschein als viel Zeit mit
Stalin-Muffi-Schlumpf. Und irgendwie haben wir uns dann eingegrooved. Sie hatte
immer ein schlechtes Gewissen und hat mittwochs schon gesagt »Samstag gehe ich
wieder laufen.« Ich hab nix gesagt und mich dann halt Freitagabend sobald ich
da war schon auf Susi Sonnenschein gefreut, die dann immer erst am Samstagabend
ankam. So ging’s jahrein, jahraus.
Und
heute? Heute weiß ich, um ganz ehrlich zu sein, die Vorteile einer sportlichen
Freundin zu schätzen: - Es müssen schwere Sachen geschleppt werden? Kein Problem. Der „guten Kumpel“, der Tragen hilft, steht gleich parat. Egal, ob 25 kg Sandsäcke in den Garten geschleppt oder 15 Schubkarren Brennholz vom Nachbarn geholt werden müssen. Sie verbreitet sogar noch gute Stimmung, indem sie kleine Challenges miteinbaut wie »Die nächste Fuhre versuchen wir den ganzen Weg zu rennen!« ;-)
- »Ich glaube, ich nehme nur einen Salat«. Den Satz habe ich beim Essengehen noch nie gehört. Höchstens »Ich glaube, ich nehme noch ein Eis. Und Du?«. Wenn ich keins nehme, werde ich »Fressversager« gescholten.
- Ein Körper zum Niederknien.
Und
ich vermute es wird so weitergehen, mit all den Nachmittagen ohne Freundin.
Aber: Seit letztem Jahr bin ich nicht mehr allein, allein. Diana hat mir eine
charmante Gesellschaft besorgt. Ich vermute aus schlechtem Gewissen. Denn
Kinder wollte sie ja eigentlich nicht. Zumindest damals, in ihrem alten Zimmer
zwischen den Pokalen.
Läuft weg. |
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