Achtsamkeit & Sport.


Vor gar nicht langer Zeit war ich mit meinem guten Freund Olli unterwegs. Wir liefen zusammen eine 27 km lange Strecke durch den Wald. Die Sonne schien und es lag eine tolle Stimmung über dem späten Nachmittag. Offensichtlich war ich nicht nur richtig gut drauf, ich hatte auch sehr das Gefühl, dass das zurückliegende Intervalltraining Früchte trug. Mir fiel die für mich ungewöhnlich lange Strecke unglaublich leicht. Nach etwa 20 Kilometern liefen wir immer länger schweigend nebeneinander her. Jeder auf sich selbst konzentriert. Aber ich war nicht nur mit mir selbst, sondern hauptsächlich mit dem um mich herum beschäftigt. Ich sah die Vögel auf den Bäumen, hörte summende Insekten und das Rauschen des Baches. Dabei musste ich immer wieder an die kleine Zoe denken, die all diese Selbstverständlichkeiten wie ein großes Wunder betrachtet. Stundenlang. Egal, ob Stein, Stock, Pfütze oder Ameise – in ihrer Welt haben diese Dinge eine unglaublich große Bedeutung. Warum eigentlich nicht in meiner? Warum bin ich selten so aufmerksam, wie sie es ist? 

Was kann die Achtsamkeit?
Eigentlich mag ich den Begriff Achtsamkeit nicht sonderlich. Das Englische »Mindfulness« gefällt mir besser – oder auch einfach nur das Wort »Aufmerksamkeit«. Eine der vielen Definitionen der Achtsamkeit ist z.B.: »[…] eine Form der Aufmerksamkeit, die absichtsvoll ist, sich auf den gegenwärtigen Moment bezieht und völlig wertfrei ist.« Der amerikanische Achtsamkeitsforscher Jon Kabat-Zinn hat sie geprägt. Der Ursprung der Achtsamkeit liegt – wie könnte es anders sein – im Buddhismus. 1

Klassisches Achtsamkeitstraining nach der »Mindfulness Based Stress Reduction« oder kurz MBSR nach Jon Kabat-Zinn verbindet buddhistische Yoga-Techniken, Meditation und Übungen zur besseren Körperwahrnehmung.
Achtsamkeit soll Stress-, Angst- und Depressionssymptome reduzieren und den besseren Umgang mit Emotionen fördern. Einfach ausgedrückt: Achtsamkeit soll uns lehren, Dinge so sein zu lassen, wie sie sind und jeden Moment völlig wertfrei wahrzunehmen. Sie soll uns dabei helfen, uns in jedem Augenblick ohne Ungeduld auf das zu konzentrieren, was man gerade macht und unsere Aufmerksamkeit gegenüber uns und anderen zu schulen. 2

Was kann der Sport?
Jeder passionierte Läufer wird mir Recht geben, wenn ich behaupte, dass das Laufen eine kontemplative, meditative Wirkung hat. Und tatsächlich nimmt man Dinge während des Laufens ganz anders wahr als sonst. Ob es zwitschernde Vögel sind oder ein Problem, das man seit längerem wälzt. Sich selbst und seinen arbeitenden Körper nimmt man bewusster wahr, wenn man läuft. Man fühlt sich ganz nah bei sich und unglaublich gut. 3 (Vorausgesetzt natürlich, es handelt sich um einen ganz entspannten Lauf …)

Prof. Dr. Darko Jekauc ist Professor der Sportpsychologie an der Humboldt-Universität Berlin und er sagt: »Da ein effektiver Umgang mit eigenen Emotionen und Gedanken eine Voraussetzung für Höchstleistung ist, liegt eine Übertragung dieses Konzepts [des Achtsamkeitstrainings] auf den sportpsychologischen Kontext auf der Hand.« 4
Diese positiven Effekte der Achtsamkeit lassen sich natürlich auf alle Lebensbereiche übertragen.

Eine Anleitung für Achtsamkeitstraining im Sport:

1. Nur Du – sonst niemand

  • Gönn Dir eine ruhige, entspannte Trainingseinheit – ich bin der Meinung, es funktioniert mit allen Sportarten, die Dir Spaß machen. Viel Natur um Dich herum, hilft ungemein.
  • Schau Dich um, registriere neugierig alles, was Du siehst, aber bewerte nicht
  • Lass den Gedanken freien Lauf 
  • Meist ist es so, dass man unweigerlich an die Dinge denken wird, die einen gerade besonders beschäftigen – und das können natürlich auch unschöne sein

2. Sei ehrlich zu Dir selbst
  • Die Voraussetzung für die positiven Effekte des Trainings ist es, sich nicht vor Tatsachen zu verschließen
  • Lass also alle Gedanken zu, auch wenn es keine angenehmen sind


3. Mach Dich bereit für Emotionen
  • Ein Ziel der Achtsamkeit ist es, besser mit negativen Emotionen umgehen zu können – Stress, Trauer, Scham, Angst oder Wut
  • Es wichtig, sich mit ebendiesen zu konfrontieren

4. Nimm an
  • Emotionen, die Du während des Trainings empfindest, lassen sich nicht einfach abschütteln, aber je mehr man sie annimmt, desto leichter wiederum wird es Dir gelingen, irgendwann einmal Abstand von ihnen zu nehmen
  • Wiederhole alles
  • Mach aus dieser einen Trainingseinheit ein Ritual, das Du einmal in der Woche durchführst
  • Denk dran: Dieses Training soll eine Auszeit sein und nicht mit Leistung oder Zeitdruck verbunden sein

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Quellen:

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